Sick Pleasure

Short History Of A Punkband

Early Sick Pleasure

Rock the Bandkeller: Sick Pleasure 1981.

"Punk zu sein, das war 'ne Haltung!"

Text: Nikki Rock / Erinnert von: Subi Vargas

“Punk zu sein, das war ‘ne Haltung! Das war ein Lebensgefühl! Wir haben uns auf der Straße erkannt und wussten: Die sind wie ich, weil sie ähnlich ticken wie ich.”

So beginnt das Interview mit Subi Vargas, den alle nur Subi nennen, dem Ex-Bandleader der einstigen West-Berliner Punk- und  Hardcore-Band Sick Pleasure. Dies ist die Geschichte der 1981 gegründeten Band, erzählt und erinnert exklusiv für den BERLIN MUSIC CIRCUS.

In dieser wilden Zeit ist unglaublich viel passiert: jede Menge Liveauftritte, eine LP-Veröffentlichung und eine Italien-Tour zählen dazu. “Die Zeit mit Sick Pleasure war total intensiv, und es kam mir wie eine Ewigkeit vor”, erzählt Subi.

Subi Vargas, Punkveteran

Subi Vargas, Punkveteran.

Und so begann es. Subi: “Ich wollte unbedingt Musik machen, das war klar. am Anfang stand zunächst die Idee, die Vision, die Eingebung, das unbedingte Verlangen, es zu tun. Eines Tages stand ich an einer Ampel und auf der anderen Straßenseite stand ein Typ, blondes Haar mit Leopardenmuster und abgewetzter Lederjacke. Als die Ampel auf grün sprang und wir über die Straße gingen, nickten wir uns zu.”

 ERSTE SESSION

“Zwei Wochen später wieder genau die gleiche Szenerie. Diesmal quatschte ich den Typen an. Sein Name war Alwin. Ich fragte ihn, ob er Bock hätte, in einer Band zu spielen. Er bejahte meine Frage, meinte jedoch, er habe eine Gitarre, wolle aber viel lieber Schlagzeug spielen. Daraufhin kaufte ich ihm seine Gitarre ab, und er besorgte sich mit der frisch verdienten Kohle ein Schlagzeug.

Dann trafen wir uns zu einer ersten Session. Der Grundstein für die Band war gelegt. Nebenher begannen wir den Übungsraum im Keller um- und auszubauen. Als Erstes mussten wir ordentlich graben und Sand schippen, weil die Deckenhöhe viel zu nierdrig war zum Proben. “

Unseren Basser Zip lernte ich in Schöneberg in einem besetzten Haus kennen. Wir saßen zusammen in der Küche und quatschten, während draußen die Straßenschlacht tobte. Nach einer Weile fragte ich ihn, ob er Bock hätte in unserer Band mitzuspielen, wir suchten einen Bassisten. Er habe Bock, aber keinen Bass, weil auch er Gitarrist sei, war seine Antwort. Dieses Problem wurde schnell gelöst: Zip lieh sich einen Bass von einem Kumpel, und wir trafen uns nun zu dritt im Bandkeller. Die ersten Songs entstanden”

SÄNGER AUS USA

“David, den späteren Sänger der Band, lerne Alwin im Dschungel kennen, einer damals sehr angesagten Discothek in Schöneberg. David stammte aus Kalifornien, USA. Irgendwann kam die Band auf den Tisch und die Tatsache, dass selbige noch keinen Leadsänger habe, was sich spontan ändern sollte.”

“David tauchte bei uns im Bandkeller auf und sang zu unseren Songs, was ihm spontan einfiel. Der Typ war genial als Sänger. Er machte nun die Texte und ich als Leadgitarrist das Songwriting. Das funktionierte so: Ich spielte einige Riffs, und die Jungs stiegen dann ein. Wenn es gut klang, nahmen wir es auf Tape auf. So entstand Song auf Song. Und Sick Pleasure hatte jetzt seine Stammbesetzung.

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Young Subi: Punk, Bandgründer.

“Zwei Wochen später fand der erste Auftritt von Sick Pleasure statt, im Stonz, einer Punkkneipe am Winterfeldplatz. Unsere Vorband war Soilent Grün, aus denen später DIE ÄRZTE hervorgingen. Unser eigener Auftritt kam richtig gut an bei den Leuten. Das lag an zwei Dingen: Erstens an unserem Stil, denn wir spielten Harcore Punk. Und zweitens an unserem Sänger David, der eine enorme Präsenz auf der Bühne hatte und einfach saugut singen konnte!”

Sick Pleasure Bandkeller

Subi, David,Zip (v. links)

Sick Pleasure im SO36

Sick Pleasure im SO36.

“Nach dem ersten Auftritt im Stonz ging’s dann so richtig ab. Wir spielten weitere Konzerte in Berlin, einige auch auf der Bühne des SO 36, dem berühmten Music-Club in Kreuzberg. Dort fand auch das legendäre Konzert mit Sick Pleasure, MDC (Millions Of Dead Cops) und den Dead Kennedys statt. Das war purer American Hardcore – und wir mittendrin!”

Wir waren auch deutschlandweit auf Tour, unter anderem in Bremen, Hamburg, und München. Wir waren sogar mal in der bayrischen Provinz. Mit zwei anderen Bands haben wir dort im Rockhaus Schwindkirchen auf einem Punk-Festival gespielt 100 Punks in einem Dorf mit gerade mal 300 Einwohnern. Die Süddeutsche Zeitung hat damals sogar ausführlich mit einem Artikel darüber berichtet.”

 UNDERDOGS

Wir waren Außenseiter, die Underdogs in einer spießigen Gesellschaft. Das ließ sie uns auch spüren. Als Punk, mit zerrissenen Hosen und bunt gefärbten Haaren durch die Straßen zu laufen, war alles andere als ein Spaziergang, auch nicht in West-Berlin. Denn auf der Straße waren Punks oftmals Zielscheibe von Aggressionen. Dass wir nicht von allen toleriert geschweige denn gemocht wurden, kam oft handgreiflich zum Ausdruck. Dann gab’s was auf die Fresse. War uns aber egal. Das war eben der Preis, den wir zahlen mussten. Manchmal haben aber auch wir mächtig ausgeteilt.”

Auf unserer Italien-Tour haben wir 1982 in Bologna auf einem Festival gespielt, das von Hausbesetzern organisiert worden war.  Schon die Anreise mit unserem etwas klapprigen Tourbus, einem Ford Transit, war ein kleines Abenteuer.”

“Leider gab es in Bologna Ärger mit rechten Fußball-Hooligans, die das besetzte Haus angriffen, in dem wir zu Gast waren. Plötzlich fuhren eine Menge kleine Fiats mit Blaulicht vor, und und eine Horde italienischer Polizisten mit Maschinengewehren und kugelsicheren Westen stürmte ins Haus. Das wirkte sehr bedrohlich. In Handschellen wurden wir, jeweils zu zweit aneinandergekettet, in die Fiats gesetzt und mit einem Höllentempo aufs Revier verfrachtet. Dort schrieb dann ein mürrischer Polizist auf einer alten Schreibmaschine einige Anordnungen, überreichte uns diese und verwies uns so Landes. Ciao ciao Italia hieß das!  Den Wisch habe ich zur Erinnerung heute noch.”

 DIE LP ‘AIDS’

“Ein weiteres Highlight in unserer Bandgeschichte, war die Produktion einer LP mit dem Titel ‘AIDS’. Dies sollte eine Anspielung sein auf die zunehmenden Stickmatisierungen im Zusammenhang mit der gleichnamigen Krankheit. Das war damals eine echte Provokation. Recordet haben wir die zwölf Songs im Vielklang-Studio in Kreuzberg. Auflage: 1000 Stück. Kosten: 10.000 D-Mark. Ein Haufen Kohle. Für die Finanzierung musste ich einige sehr überzeugende Gespräche führen. Der Aufwand hat sich aber gelohnt. Denn so haben wir als Band eine Art Mini-Vermächtnis hinterlassen. Und heute ist die Scheibe bei Fans eine Rarität.”

Sick Pleasure - Aids

Die LP Aids (1983)

“Teil einer als Subkultur geltenden Szene zu sein hatte auch ganz stark etwas damit zu tun, sich ausprobieren. zu wollen. Herauszufinden, wer man ist. Die eigene Persönlichkeit zu gestalten. Es gab jede Menge coole und bunte Inspiration aus dem Underground: Musik, Filme, Bücher, Magazine, Comics,  Mode, alles mögliche an Kunst. In erster Linie war es aber die Musik mit ihren Ikonen und großartigen Bands, die uns ein ganz spezielles Lebensgefühl von Freiheit und Rebellion vermittelte. Motto: Lebe den Augenblick! “

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Vom 83er Album "AIDS"

Sick Pleasure "AIDS"

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